Es ist der letzte Schultag vor den Ferien. Der Lütte und ich sitzen auf der Couch und kuscheln noch etwas
bevor es losgeht.
Wie aus dem Nichts weist der Lütte mich darauf hin, heute nach der Schule, die Brotdose aus dem
Rucksack zu nehmen. Nach einem kurzen Moment stellt er mir die Frage
“Papa, warum sollte die Brotdose aus dem Rucksack genommen werden?”
Ich schaue ihn an und sage “schnapp dir deine Wasser, die Zeit haben wir noch!”
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Hygiene
Der erste aber nicht wichtigste Grund ist natürlich die Hygiene.
Sollten wir die Brotdose nicht aus dem Rucksack nehmen fangen die Essensreste irgendwann an zu schimmeln.
Erst ganz langsam, es bildet sich ein leichter “Flaum” der sich immer mehr verbreitet. Dein Gemüse wird
langsam matschig und fängt an zu schimmeln. Irgendwann ist der Geruch in deiner Brotdose unaushaltbar.
Es geht aber viel weiter, weswegen es gerade in den Sommerferien wichtig ist die Brotdose aus dem Rucksack zu nehmen.
Eine geschlossene Welt entsteht
Das Verschimmeln der Lebensmittel ist nur der erste Schritt. Deine Brotdose wird zu einem geschlossenen
Komposthaufen. Durch den Schimmeln werden die Essensreste weiter verarbeitet. Da die Brotdose
geschlossen in deinem Rucksack liegt, entsteht wärme und Feuchtigkeit in ihr.
Die Essensreste werden langsam, durch Bakterien und Schimmel, zu Erde weiter verarbeitet. Ein weiterer Effekt neben
der Entstehung von Erde ist, dass Wärme entsteht, welche wiederum das Wasser in deinem Essen zum verdampfen bringt.
Der Dampf sammelt sich an den Wänden und fällt als Wassertropfen wieder herab. Pflanzen fangen an zu wachsen
Das Heruntertropfen des Wassers, würde für dich von außen, nur sehr langsam aussehen.
Innerhalb der Brotdose spielt sich jedoch alles viel schneller und intensiver ab. Wärst Du so klein um in die Dose zu passen, wären die Tropfen für Dich wie Regen.
Durch das Gemüse, oder eher den Samen des Gemüses, entstehen auch langsam Pflanzen. Tomatenbäume, Gurkensträucher und vieles mehr.
Es kommt immer ein wenig darauf an, was in der Dose ist.
Als wäre das alles nicht genug, entsteht ein kleiner See in der Dose.
Erstes Leben entsteht
Ich weiß, es klingt es würde alles furchtbar lange dauern, aber es sind gerade die ersten zwei Wochen vorbei.
Mittlerweile hast Du einen kleinen Garten in der Brotdose.
Deine eigene Welt, Dosia.
Es geht weiter. Die Bakterien, die nicht mehr viel zu tun haben, entwickeln sich.
Sie verpuppen sich immer wieder in neue Kokons und wachsen dadurch. Erst ganz langsam, dann immer schneller und häufiger.
Sie schlüpfen, essen ein wenig von den Pflanzen und Bäumen und verpuppen sich wieder.
Das große Geheimnis. Die ersten “Menschen” entstehen
Ab einen gewissen Zeitpunkt wird sich nicht mehr verpuppt. Ungefähr 4 Wochen, nachdem die Sommerferien begonnen haben,
entstehen in der Erde anstatt Kokons, kleine Eier. Wenn diese winzigen Eier schlüpfen, hast Du die ersten “Menschen” auf Dosia.
Weißt Du was das Fantastische daran ist? Es handelt sich nicht um Menschen wie Dich und mich, sondern um kleine Klemmbausteinwesen.
Sie sind so winzig, das Du eine Lupe brauchst um Sie zu sehen. Von ihnen aus gesehen ist Dosia jedoch so etwas wie ein Regenwald,
mit mega hohen Bäumen.
Ich würde dir gerne Erzählen was noch alles in Dosia passiert aber Du musst nun los zum letzten Schultag.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und an alle Lesenden, denkt daran, die Brotdose aus dem Rucksack zu nehmen, außer
ihr möchtet eine neue Welt erschaffen.
Liebe Grüße
Björn