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Lütti stand letztens mit mir in der Küche und wollte unbedingt eine Gurke für das Abendessen schneiden. Ich hatte jedoch meine Probleme damit Ihn, mit seinen 4 Jahren, diese „Freiheit“ einzuräumen, daher verneinte ich seine Bitte.

Nach ein wenig Knatschen, vor allen von meiner Seite, fragte er mich unverblümt

„Papa, lassen sich alle Eltern nicht gerne helfen?“

Ich antwortete „schnapp dir einen Saft, komm mit mir ins Esszimmer und lass dir eine Geschichte erzählen“.

Adan und sein goldener Käfig

Weißt Du mein Kind, unter uns Eltern wird eine Geschichte immer wieder erzählt. Sie handelt vom kleinem Adan, einen Jungen aus Ägypten der nicht wesentlich älter war als Du. Er war das erste und einzige Kind seiner Eltern und daher ihr größter Schatz. Genau deswegen hüteten Sie ihn auch so gut es ging.

Er durfte an keinen Ort gehen, wo seine Eltern ihn nicht sehen konnten, Sie hatten Angst ihn zu verlieren. Er durfte nicht beim Kochen helfen, viel zu groß schien die Gefahr sich am Feuer zu verbrennen oder mit dem Messer zu verletzten. Sogar wenn er sich einmal mit anderen Kinder auseinandersetzen musste, weil Sie sein Spielzeug haben wollten obwohl er damit spielte, ließen seine Eltern es nicht zu und schritten sofort schlichtend ein.

Verstehe mich nicht falsch mein Kind, aus Sicht seiner Eltern hatte Adan es sehr gut. Er hatte ein Dach über den Kopf, fast jedes erdenkliche Spielzeug was man sich wünschen konnte, gutes Essen und viele Freunde. Trotzdem fühlte, je älter, abenteuerlustiger und natürlich selbständiger Er wurde sich wie in einem goldenen Käfig.

Nichts durfte Er, ohne dass seine Eltern dabei waren. Sogar wenn Sie anwesend waren, schränkten Sie seine Selbstständigkeit ein. Das sorgte für so großen Zorn in Ihm das er anfing immer mehr Blödsinn zu machen.

Er rannte mit Absicht in Ecken, die seine Eltern nicht einsehen konnten. Er griff sich heimlich Messer und spielte mit Ihnen Lauthals und wenn die Erwachsenen nicht hinsahen ärgerte Adan andere Kinder.

Das alles machte er nur um sich aus seinen goldenen Käfig zu befreien. Er wollte seinen Eltern mit aller Gewalt zeigen, dass Er groß genug ist, um Freiheiten zu bekommen.

Das Ganze spielte sich von Mal zu Mal hoch. Adan versuchte mit immer mehr gewallt seine Freiheiten zu bekommen und seine Eltern versuchten mit immer mehr Ärger und Bestrafungen ihn davon abzuhalten.

Die Wüste

Eines Nachts, Adans Eltern waren erschöpft vom Tag und früh am Schlafen. Sie verbrachten den ganzen Tag damit Ihren wilden Sohn hinterherzulaufen, schlich sich Adan zur Tür hinaus. Er wollte einmal diese Freiheit spüren ohne Angst haben zu müssen das Sie jeden Moment vorbei sein könnte.

Er betrat die sandige Straße und folge ihr immer weiter entlang. Waren zu anfangs noch viele Häuser um ihn herum, bemerkte er vor lauter Faszination für den sternenklaren Himmel nicht, wo er hinging. Immer schneller waren immer weniger Häuser um ihn herum.

Damals muss man dazu auch sagen, war der Mond die einzige Lichtquelle neben den Feuern, die in den Häusern brannten.

Deswegen konnte Adan auch auf ein Himmelszelt blicken, wie Du es nicht kennst. Der dunkle Himmel wurde von so vielen Sternen geschmückt wie Du es dir nicht einmal vorstellen kannst.

Auf jeden Fall bemerkte der kleine Junge irgendwann das er sich mitten in der Wüste befand. Egal wohin er auch schaute und sich drehte, es war kein Feuer, kein Haus und auch kein Mensch mehr zu sehen.

So schön und leuchtend die Sterne auch waren, so fiel im auf wie dunkel die Nacht ist. Seine Fußspuren waren für ihn schon lange nicht mehr zu erkennen.

Doch am schlimmsten war diese Stille. Er hörte nichts in der Wüste. Wie solle er nur je wieder nach Hause kommen? Selbst wenn er den Weg nach Hause findet, was könnte er seinen Eltern erzählen damit er keinen Ärger bekommt?

Er war einsam und verzweifelt.

Eine Idee hatte er jedoch, einfach sitzen bleiben. Die Nacht war schön angenehm, er musste daher keine Angst haben einen Sonnenbrand zu bekommen. Wenn seine Eltern ihn suchten dann würde er sich nicht weiter verlaufen und Sie ihn finden.

Die Nacht war noch lang, die Verzweiflung wich den Gedanken was er die letzten Wochen alles angestellt hatte, um seine Freiheit zu erlangen. Ihm wurde schlagartig bewusst, warum seine Eltern ihn in diesen verhassten „goldenen Käfig“ gesperrt haben. Sie wollten nicht das ihm etwas zustößt, sie wollten ihren größten Schatz beschützen. War es denn richtig, wie Sie es gemacht haben? Er war sich unsicher. Adan wünschte sich einfach nur noch in die schützenden und liebevollen Arme seiner Eltern. Mit diesen Gedanken schlief er unter dem Himmelszelt ein.

Die Erkenntnis der Eltern

Es sind noch nicht einmal die ersten Sonnenstrahlen aufgegangen als Adans Mutter erwachte. Sie sah hinüber zum Bett ihres Sohnes und wurde vor Schreck hellwach. Es war leer! Sie weckte Adans Vater und beide durchsuchten erst das kleine Haus und stürmten in Anschluss, bepackt mit Wasser, auf die Straße hinaus. Sie konnten dank einer Fackel gerade so noch erkennen, wo Adan wahrscheinlich langgelaufen war. Zu ihrem und wahrscheinlich auch seinem Glück war die Nacht ungewöhnlich windstill gewesen, weshalb die Spuren mit dem Licht der Fackel noch gerade so zu erkennen waren.

Während beide, das Herz voller Sorge und auch Hoffnung, den Spuren folgten unterhielten Sie sich ebenfalls über die letzten Wochen.

Ihnen wurde klar was Sie ihrem Sohn angetan hatten. So sehr alles aus Liebe und Angst geschah dass Sie Adan keine Freiheiten einräumten so sehr engten beide ihn auch in seiner Entwicklung ein.

Nach einiger Zeit fanden die Eltern den kleinen Jungen schlafend, mitten in der Wüste. Voller Freude und mit Tränen im Gesicht weckten Sie ihren Schatz und gaben ihm zuerst feste Drücker und dann Wasser zum Trinken.

Auf dem Heimweg redeten alle drei Miteinander. Sie verstanden nun den anderen, Verstanden nun das es wichtig ist Freiraum zu geben aber auch grenzen zu setzen und einzuhalten.

Dies gelang in den weiteren Jahren mal mehr und mal weniger doch unterm Strich hatten Sie ihren Weg gefunden.

Nun weißt Du Lütti obwohl ich es nicht sein möchte bin ich wie Adans Eltern vor seinem Wüstenabenteuer. Ich möchte dir die Freiheit geben, um deine Erfahrungen zu machen, doch es fällt mir schwer. Ich versuche dies in kleinen Schritten, auch wenn Sie dir nicht auffallen. Schubse mich gerne immer weiter in die Richtung, die Du benötigst, auch fester, doch bitte akzeptiere auch meine Grenzen, Sie sind nur zu deinem Schutz.

Ich hoffe dir hat die Geschichte gefallen. Falls ja, bin ich Dir für ein Feedback oder das Teilen der Geschichte dankbar damit Sie noch viel mehr Menschen erreicht.

Liebe Grüße

dein Björn

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Björn

Mein Name ist Björn Pöhlsen, ich wurde 1985 im wunderschönen Duisburg Homberg geboren und wohne noch bis heute hier. Ich habe mittlerweile drei wunderbare Kinder, zwei Töchter (von 2003 und 2005) und einen Sohn (von 2015), welche meiner Frau und mir jeden Tag mal zu einen größeren und mal zu einem kleineren Abenteuer gestalten. Doch gerade das sorgt dafür das es Zuhause nie langweilig wird